Die Orte wechseln, das Szenario bleibt, egal ob am Michelberg zwischen Stuttgart und Ulm oder in den Kasseler Bergen: Eingekeilt in die an solchen Autobahnsteilstücken üblichen LKW Kolonnen, wünscht sich so mancher Mobilist sehnlichst etwas mehr Vorschub für ein Überholmanöver. Doch vielen Mobilien geht an Steigungen schnell die Puste aus – auch auf der Landstraße. Den erhofften Rückenwind verspricht das auf die Neuprogrammierung der Motorelektronik spezialisierte Unternehmen Tec Power (www.tec-power.de, Telefon 02642/90 38 72). Promobil testete einen getunten FIAT Ducato 130 Multijet-Motor in einem Alkovenmobil von Dethleffs.
Tec Power ist Europweit mit zehn Filialen vertreten und rüstet neben unzähligen Personenkraftwagen und Motorrädern jährlich auch gut 1000 Reisemobile mit einer modifizierten Motorelektronik aus. Doch das verändern diese Tuner eigentlich?
Um zu verstehen, woher die Mehrleistung rührt, muss man einen Blick in die Motorentechnik werfen. In modernen Fahrzeugen berechnet ein Computer in Abhängigkeit des Fahrzustandes, der Luft- und der Motortemperatur sowie zahlreicher weiterer Parameter die für die Verbrennung des Motor maßgebenden Kennwerte. Zu diesen zählt einspritzung und die Menge des eingespritzten Kraftstoffes. Auch der vom Turbolader zur Verfügung gestellte Ladeluftdruck spielt eine wichtige Rolle. Um diese Parameter zu steuern, sind im Computer des aktuellen Fiat Ducato 130 so genannte Kennfelder gespeichert. Zur Steigerung der Motorleistung programmiert Tec Power 40 dieser Kennfelder direkt im Steuergerät neu. Es wird also kein Zwischengerät verwendet verwendet, sondern das mechanisch unveränderte Steuergerät weiterverwendet. Eine solche Frischzellenkur schlägt beim Multijet 130 mit 850 Euro zu Buche.
Die für die Neuprogrammierung notwendigen Informationenermittelte Tec-Power in einer einmonatigen Entwicklungsphase individuell für jeden Motorentyp. Die modifizierten Kennfelder sind dabei so mit der vorhandenen Programmstruktur des Steuergerätes verwoben, dass sie selbst von einem Fiat Diagnose Gerät nicht zu erkennen sind. Dabei liegen alle modifizierten Werte innerhalb der von Fiat vorgegebenen Grenzwerte, da die Elektronik andernfalls auf Notlauf-Modus umschalten würde. Das Schutzsystem ist also weiterhin in Takt. Die Neuprogrammierung nimmt etwa zwei Stunden in Anspruch, wozu man übrigens nicht unbedingt vor Ort sein muß. Mann kann auch nur das Steuergerät einschicken und erhält es dann samt einem individuell auf das Fahrzeug ausgestellten Gutachten zum Eintrag der Leistungssteigerung in die Fahrzeugpapiere zurück. Um Serienmotor mit der Tuningvariante zu vergleichen, mussten beide auf den Leistungsprüfstand. Das bereits recht kräftige exemplar des 130 Multijet wies hier 99kw (135 PS)bei 3100 min auf. Nach der Optimierung stemmte es bei der gleichen Drehzahl satte 114 kw (155PS) auf die Prüfstandsrolle – ein Plus von 15 Prozent. Das maximale Drehmoment wuchs von 336 Nm (bei 2700/min) auf 387 Nm (bei 2400/min)
Diese nüchternen Zahlen spiegeln sich auf Tour in einen erstarkten Durchzug und einer konstanteren Reisegeschwindigkeit wider. Das belegen auch die umfangreichen Messungen (siehe Kasten) Sowohl beim Beschleunigen aus dem Stand wie auch bei den Durchmessungen liegt der Tec Tec Power Motor vorne. Unterhalb etwa 1800 Umdrehungen – beim Anfahren am Berg oder sehr langsamer Serpentinenfahrt liegt das erstarkte Aggregat jedoch gleichauf mit dem Serienmotor. In dem für Reisen besonders relevanten Drehzahlbereich zwischen 2000 und 3000 Touren spürt man die Veränderung dagegen deutlich, denn das chipgetunte Mobil behält auch an gemäßigten Steigungen das Reisetempo bei und erlaubt so öfter ein Überholmanöver. Der Unterschied ist jedoch nicht so impolsant wie der zwischen dem 2,3 Liter Agregat (Multijet 120/130) und dem 3 Liter Motor (160 PS)
Mit 157 PS und 400 Nm. Mit einem neuen Verfahren wurde erstmals der tatsächliche Verbrauch beider Leistungsvarianten bei identischer Fahrweise überprüft. Durch die neue gewonnene Agilität wird ein getunter Motor von seinem Besitzer erfahrungsgemäß etwas forscher bewegt, was sich normalerweise auf den Verbrauch auswirkt. Bei der Verbrauchsmessung sollte jedoch ein solcher Spaßzuschlag ausgeschlossen werden. Dazu absolvierte das Mobil die 260 Kilometer lange promobil-Testrunde im ersten Durchlauf zunächst möglichst gleichmäßig.
Das gefahrene Tempo wurde dabei kontinuierlich aufgezeichnet. Anschließend erfolgte die Aufbereitung der GPS-+Daten mit dem Spezialprogramm TTQV 4 von Touratech(www.ttqv.de ;Tel: 07728/92790) Um eine zweite, verlässliche Messrunde zu erhalten, wurde die Teststrecke dann mir identischer Motorisierung noch einmal abgefahren. Dabei wurde mit Hilfe des GPS Programms die momentane Geschwindigkeit erneut fortwährend aufgezeichnet und gleichzeitig mit der in der ersten Runde an der gleichen Stelle aufgezeichneten Geschwindigkeit abgeglichen. Auf diese Art und Wiese gelang ein virtueller, zeitversetzter Synchronflug mit dem identischen Testfahrzeug. Wie exakt sich die Geschwindigkeitsprofile gleichen, zeigt die Grafik oben rechts. Nach dem anschließenden Tuning wurden zwei weitere Testrunden in der gleichen Weise absolviert. Dabei wurde wieder die momentane Geschwindigkeit mit dem Geschwindigkeitsprofil der ersten Runde abgeglichen. Um Störeinflüsse wie Staus oder langsame Lastwagen auszuschließen, erfolgten die Testfahrten übrigens nachts. Das Ergebnis nach über 1000 Kilometern akkurater, satellitenunterstützter Verbrauchsanalyse: Bei identischer Fahrweise verbrauchte der chipgetunte Ducato rund 0,3 Liter je 100 Kilometer weniger als der Serienmotor. Und dass die Optimierung durchaus auch in Einklang mit einem gesteigerten Umweltbewusstsein steht, belegte die Abgasanalyse beider Motorvarianten: Der bei der Abgasuntersuchung (AU) ermittelte Trübungswert (k-Wert) lag nach dem Tec-Power –Tuning mit einem Wert von 0,04 um den Faktor sechs niedriger als Serienzustand (0,24)
Und wie sieht es mit der Standfestigkeit aus? Fakt ist dass die im Reisemobilbereich verwendeten Motoren für den Einsatz ausgelegt wurden. Unter gewerblichen Bedingungen ist der Ducato Motor nach Fiat-Angaben für eine Laufleistung von 300000 konzipiert. Dass ein privat genutztes Mobil erheblich schonender bewegt wird als ein Transporter durch einen unter Terminstress stehenden Kurierfahrer, liegt auf der Hand. Vor diesem Hintergrund wird sich ein gemäßigtes Tuning wie in sich ein gemäßigtes Tuning wie in dem hier getesteten Fall voraussichtlich nur geringfügig auf die Laufleistung auswirken, auch wenn das Mehr an Leistung und Drehmoment beispielsweise das Getriebe höher belasten. Auf Wunsch bietet Tec-Power für 100 pro Jahr eine Zusatzgarantie auf den Motor und das Getriebe von bis zu drei Jahren an, denn die Werksgarantie geht wie bei allen Tuningmaßnahmen verloren. Ein weiterer Service ist die kostenlose Rückrüstung in den Servicezustand, etwa beim Weiterverkauf.
Text: Sascha Zdrahal Fotos: Regenscheit, Zdrahal
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