Du kannst nicht alles haben. Wie oft haben wir diesen Satz in unserer Jugend gehört. Nun sind wir erwachsen, das Reisemobil vor der Tür auch, und wieder hören wie diesen Satz. Klar, das tragfähige Iveco Fahrgestellsollte es unter den Jahren gereifte Agile-Schaltautomatik. Und jetzt noch der neue 210 PS Motor aus dem Iveco-Angebot.
Alles geht nicht: Diese Maschine ist ab Werk nicht mit Agile kombinierbar. Wer Liner fahren und die lästige Schaltarbeit dem Automaten überlassen will, muss sich mit 170 PS begnügen. Es sei den … Bei Tec Power in Remagen kann hier etwas nachgeholfen werden. Nicht wesentlich in der Leistung, darauf kommt es den meisten Reisemobil-Piloten auch gar nicht an, als vielmehr beim wichtigerem Drehmoment und dem Zeitpunkt seines Einsatzes.
Die Optimierung der Motorelektronik soll das Power-Plus in unserem testkanditaten, einem Concord Carver, freisetzen. Nach der Messung der Fahrleistung wie Elastizität und Beschleunigung im Serienzustand wird das Motorsteuergerät ausgebaut, das sich beim Concorde vorne im Motorraum an der Spritzwand befindet. Zum Ausbau braucht´s wegen der Enge schon etwas Fingerspitzengefühl, mehr noch zum öffnen der sensiblen Elektronik. Was jetzt folgt, gleicht einer chirurgischen Operation am offenen Herzen. Mit Spezialgerät wird der Chip präzise kontaktiert, ein spezielles Programmiermodul erlaubt das sichere Aufspielen des geänderten Datensatzes. Kaum zwei Stunden brauchen die Spezialisten von Tec Power für die Softwareänderung. Versiegeln und Wiedereinbauen des Steuergeräts. Und dann:, nichts wie raus auf die Teststrecke. Die Motorcharakteristik des Iveco wirkt nun wie verwandelt: Angesichts der nur moderaten, auf Dauerhaltbarkeit von Motor und Getriebe ausgelegten Modifikationen zeigen sich die Effekte weniger in den absoluten Beschleunigungswerten aus dem Stand auf 100 km/h. Hier sprintet der Optimierte nur zwei Sekunden schneller. Eine Aussage über eine neue Souveränität des Reisens erlaubt eher die Messung der Elastizität: Im fünften wie im sechsten Gang zieht der Iveco rund drei Sekunden schneller von 60 auf 100 km/h, bei einem Testgewicht von 6,1 Tonnen: Respekt.
Was sofort auffällt: Der Motor hängt deutlich besser am Gas, Schub steht nach Schaltvorgängen viel früher zur Verfügung. Auch das Schaltverhalten wirkt sich das höhere Drehmoment aus, Auf Tour wird so ein früheres Hochschalten erreicht, bei Bergfahrten reduziert sich das Drehzahlniveau spür- und hörbar. Dies kann letztendlich auch für einen geringeren Verbrauch sorgen. Allerdings nur, wenn Mehrleistung und –drehmoment nicht ständig voll genutzt werden. Wunder sollte man hier nicht erwarten. Als Fazit hinterlässt die Tec-Power-optimierte Motor –Getriebe-Kombination einen harmonischeren und zugleich kraftvolleren Gesamteindruck, der sich positiv von der Serie abhebt – ein Fahrgefühl, wie man es sich von komfortablen Reisemobilen wünscht. Gegen 890 Euro kann man, außer einem deutlicheren Minderverbrauch, doch fast alles haben.
Thiemo Fleck
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